Mittwoch, 5. Oktober 2011

FDP bekommt Konkurrenz

Heute war zu lesen, dass die rechten Parteien ihr schlechtes Ergebnis bei der Berlin-Wahl damit begründen, dass die Furcht vor der Islamisierung nicht bei den BürgerInnen angekommen ist.

Das könnte auch an den sauschlechten Wahlplakaten liegen. Die Initiative PRO Deutschland zum Beispiel plakatierte "Unsere Frauen bleiben frei" und zeigten eine Frau in Burka, der Sehschlitz durch Gefängnisgitter versperrt. Erst auf den zweiten Blick erkennbar: die Frau hat blaue Augen (blaue Augen=deutsch. Die mit den braunen Augen können ruhig vergittert werden). Das erschließt sich einfach nicht, liebe PRO Deutschland! Niemand versteht das! Alternivinterpretation: Frauen sind trotz Burka frei und es geht hier um Wahlwerbung für eine fortschrittliche islamistische Partei.

Na ja, aber wie immer sind die Wahlberechtigten schuld, wenn sie einfach nichts verstehen. Das Argument kennt man ja schon von der FDP. Und wie diese beschließen die rechten Parteien, nun auf Anti-Euro-Kurs zu gehen.

Man darf gespannt sein, ob das Erfolg bringt: die FDP wurde mit diesem Programmpunkt in Berlin bekanntermaßen in der Bedeutung dermaßen reduziert, dass sie nur aus Höflichkeit nicht unter "Sonstige Parteien" in den Hochrechnungen genannt wurden.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Wieder was gemerkt

Der Ex-Parteichef ist vielleicht klein an körperlichen Wuchs...! Und licht an Haupthaar...! Und fast hätte er sich in der Sitzung neben mich gesetzt...! (Er zog dann seine Mit-Projektverantwortliche als Sitznachbarin vor. Schon okay so. Ich sitz auch lieber neben meiner eigenen Projektverantwortlichen MdB, die dann leise gehässige Bemerkungen über ihn macht und schmal lächelt, wenn er was sagt. Das macht mehr Spaß.)

Montag, 3. Oktober 2011

Pendelei

Die Strecke Berlin-Hamburg ist per Zug enorm gut ausgebaut. Ein Mythos besagt, dass dies an der Freundschaft Wowereit-Von Beust liegt, die die Strecke ausbauen ließen, um sich öfter besuchen zu können. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
ICEs verkehren stündlich ohne Zwischenhalt, so dass sich die Fahrtzeit auf 1:41h beschränkt. ECs und ICs ergänzen dies, brauchen etwas länger und sind günstiger. Das führt dazu, dass die Mitfahrgelegenheit per Auto enorm unattraktiv wird - 3 Stunden zusammengepresst mit unterhaltungswütigen Mitmenschen, die Salamibrote essen und verlangen, dass das Radio lauter gestellt wird. Von Staus, zu diskutierenden Pinkelpausen (oder auch keine Pinkelpausen), gefühlten viel zu schnellen oder zu langsamen Fahrern, leichter Übelkeit beim Lesen und merkwürdigen Absetzpunkten ("Ich lass Dich an der Schönhauser Allee raus, das ist praktisch Kreuzberg!" Mhm.) ganz zu schweigen. Und das alles für eine Differenz von 7,5 Euro pro Fahrt bei rechtzeitiger Buchung des Zuges... die Entscheidung fällt leicht!

Im ICE sitzen viele Pendler, die beim Erscheinen des Schaffners nur noch lässig ihre Bahncard 100 zücken und wissend schauen. Die werden allerdings auch am Bösesten, wenn der Zug Verspätung hat. Und die hat er fast immer. Wie auch immer das zu schaffen ist bei den Bedingungen, aber es ist ein Fakt und auch ich gäre dann immer in meinem Sitz vor mich hin. Anders als ich haben die BahnCard100-InhaberInnen eine Anspruchshaltung und flippen dann auch mal gepflegt aus, wenn der Schaffner kommt. Das Zücken der Bahncard sieht immer noch lässig aus, alles andere ist pure Gehässigkeit. Ich behaupte mal, mit Stewardessen macht man das nicht.

Ach, liebe Leute, versucht es mal mit der Mitfahrgelegenheit im Auto. Oder fliegt doch einfach. Der Zug ist das Beste, was es gibt.

Donnerstag, 29. September 2011

Neuer Job, neue Stadt, neue Situationen

Bevor ich meine Biographie aufarbeite, hier nur ein kleiner Eindruck meines neuen Wirkungskreises.

Dienstag: Fraktionssitzungstermin im Bundestag. Ich wollte mir das gerne ansehen (Kollege: "Ja, genau. Entzaubere dich mal.")

Da an diesem Tage alle Fraktionen wichtige Sitzungen hatten, namentlich die Regierungsfraktionen, bei denen Testabstimmungen zum Euro-Rettungsschirm abgehalten wurden, war recht viel los im Bundestag. Ich irrte zunächst im falschen Stockwerk herum, nahm unbedacht irgendeinen Fahrstuhl und landete neben dem Fraktionssaal der FDP. Das muss man sich so vorstellen: Die Fahrstuhltür öffnet sich. Ich trete heraus und blicke ungefähr zeahntausend Kameras, Journalisten, Mikrofonen entegegen. Ich stocke. Man will ja nicht durchs Bild laufen... aber offensichtlich BIN ich schon im Bild. Ich eiere herum, mache einen Schritt vorwärts, einen rückwärts, ich habe Angst und bekomme einen ungefähren Eindruck von, sagen wir, Lindsay Lohans Leben. Die Tür neben mir öffnet sich, Guido Westerwelle rauscht heraus, hinter ihm ungefähr 30 Trilliarden Leute. Guido hat eine neue Brille, alle gucken wild entschlossen und tatkräftig und Euro-kompetent, die Presse flippt aus. Ich bin beeindruckt. Von der Presse.

Eine FDP-Chargin bemerkt meine Unbedarftheit und zeigt mir einen Korridor in Richtung des korrekten Fraktionssaals. Es bleibt mir nicht erspart, an etwa 50 weiteren Pressehaufen vorbeizuschleichen, ständig die Angst im Nacken, irgendwie zu stören. Wenn jetzt gerade noch eine Tür aufgeht und jemand Wichtiges herauskommt und mit mir zusammenstößt - alleine die Vorstellung ist mir unangenehm.

Jaja, zu viel Respekt. Das wird vorbeigehen, versichern mir die Referenten-Kollegen - man muss da einfach durchrauschen. Die Presse sorgt schon dafür, dass man nicht ins Bild läuft. Oder einfach später kommen, wenn die Horden ins Studio zurückgeflitzt sind.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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