Mittwoch, 27. Juni 2012

Wichtig, wichtig

Womit sich PolitikerInnen so befassen, das ist schon ein Ding. Ich frage mich wirklich, wie man auf manche Themen so kommt. Hat man davon in einem Roman gelesen und dachte: och ja, da müsste man doch mal was tun... oder wie jetzt? Klar, man kann nicht den ganzen Tag ausschließlich über Fiskalpakete nachdenken, das zermürbt ja auch irgendwie, man muss sich auch mal was gönnen, so was Herzerfrischendes.

Auszüge aus den Plenarthemen für die aktuelle Sitzungswoche:

- "Handwerkskammern demokratisieren und transparent gestalten". Also nicht dass das unangemessen wäre, aber sind Handwerkskammern sonst diktatorisiert? Horte der Korruption, dunkle Stätten, in denen alte Männer ihre Zunft-Symbole streicheln und hohl lachend ihre Knechte trimmen (oder anders rum. Diese alten Männer, tsts!)?

- "25 Jahre Reagan-Rede vor dem Brandenburger Tor – „Mr. Gorbatchev, tear down this wall!“ – Deutschland sagt „Danke!“ für die Unterstützung der USA bei der Überwindung der deutschen und europäischen Teilung". Endlich mal was Beschauliches, Nostalgisches, Erhebendes. So viel Zeit muss sein.

- "Imkerei vor der Agro-Gentechnik schützen". Die Imker haben eine ganz, ganz starke Lobby hier. Die tauchen fast jede Woche in der Tagesordnung auf.

-"Exzellente Lehrerausbildung überall sichern – Pädagogische Berufe aufwerten". Jaja, die armen Lehrer. Ich kenne da wirklich nur recht glückliche Exemplare, und mir fallen spontan etwa 31 andere Berufe ein, die man mal eben aufwerten könnte, vor allem unter dem Aspekt, dass sie als Einstiegsgehalt eben nicht 3200€ brutto monatlich bekommen. Und der Antrag kommt von der LINKEN, also bitte, ey.

-"Den Vorstand der Deutschen Bahn AG mit fachkundigem Personal besetzen". Ja, mit was denn sonst? Großartig. Hier eröffnen sich Untiefen in der Wirtschaft, da schlackere ich mit den Ohren.

-"Gesetzes zum Abkommen vom 19. und 28. Dezember 2011 zwischen dem Deutschen Institut in Taipeh und der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung hinsichtlich der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen". Großes Problem, großes Problem.

-"Für eine engere Kooperation mit Georgien". Endlich traut sich mal einer.

Für 32 Seiten Tagesordnung geht das fast noch. Bei den meisten Themen kann ich mich einer gewissen Relevanz nicht verschließen. Aber die Imker - die Imker machen mich fertig.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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