Donnerstag, 10. Mai 2012

Tücken der halben Stelle

Heutige SMS: "Heute spontan 20:00 Uhr After Work Club im Sage?" Ich so: After Work, ha. Ich hab schon um 15 Uhr Feierabend. Was mach ich denn bis 20 Uhr? Ach ja. Joggen.

Aber wer wird da jammern, Donnerstag um 15 Uhr ins Wochenende zu starten ist kein wirklich schweres Schicksal, und ich übe mich an Abgrenzung. Ist auch nötig, denn:

Ich so (Donnerstag, 15 Uhr): "Ich geh jetzt. Schönes Wochenende euch allen!" Kollegin (etwa jammerig): "Och, jetzt schon? Na, du hast es ja gut!" Ich so: "So ist das eben: halbes Gehalt, halbe Stundenzahl." War nicht meine Idee, die halbe Stelle!

Außerdem gab es heute einen Workshop, den wir organisiert hatten, zum Thema Ehegattenspliting versus Individualbesteuerung. Individualbesteuerung? Nein, nicht wirklich, denn meine Arbeitgeber-Partei hat auf dem letzten Parteitag beschlossen, dass eine Individualbesteuerung mit Unterhaltsabzug eingeführt wird (vorausgesetzt, man wird der große Koalitionspartner einer Bundesregierung. Der ENORM größere Partner.). Der Splittingvorteil bleibt bestehen, nur wird er gedeckelt sein. Die Effekte sind minimal, sowohl was die Steuermehreinnahmen als auch die Mehranreize für die Ehefrauen angeht, sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Wir hatten tolle Referentinnen da, die diese Mechanismen herausstellten - Maria Wersig von Blog "Recht und Geschlecht" (http://rechtundgeschlecht.wordpress.com/) und Katharina Wrohlich vom DIW, also eine bloggende Juristin mit Genderschwerpunkt und eine Ökonomin. Perfekte Mischung, und der Plan ist aufgegangen, ich war fasziniert. So kann Steuerrecht richtig aufregend sein!
Trotzdem war ich enorm schlapp am Ende der zwei Stunden, ich bin immer noch nicht abgebrüht, was eigene Veranstaltungen angeht. Die Anspannung spannt herum, und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, die delikaten belegten Brötchen in Anspruch zu nehmen. Deshalb: Feierabend um 15 Uhr.

Aber jetzt ist alles vorbei, und den after after work-Club habe ich mir jetzt auch verdient.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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