Donnerstag, 5. Juli 2012

Sommer in Berlin

Berlin im Sommer ist wie ein Festival, jedenfalls in Kreuzberg. Der riesige Volkspark Hasenheide ist bis auf den letzten Quadratmeter besetzt (Durchschnittsalter: 20 Jahre), die 4 Meter breiten Bürgersteige in jeder Straße voller Gastronomiebesucher. Sogar der letzte miefige Imbiss, in dem ich noch nie jemanden gesehen habe, hat auf einmal Gäste - auf den Außenplätzen an der Karl-Marx-Straße, also genau einen Meter entfernt von stinkenden Stahlkolonnen. Egal, sagen sich die Einwohnenden, egal! Da sind sich alle einig, unabhängig von Hautfarbe, Dauer des Wohnaufenthaltes, Alter oder Geschlecht. In der Kneipe kann ich nur noch auf Englisch bestellen, weil die Bedienung kein Deutsch spricht, sondern britisch/spanisch/französisch und ohne Integrationswillen ist.

Überall nerven zugezogene Performance-Künstler. Sie belästigen Autofahrer an roten Ampeln mit Jongliertricks, Passanten am Landwehrkanal mit Schirmtänzen und trotz der Hitze Mitfahrer in der U-Bahn mit den irrsten Musikdarbietungen. Spanier, Engländerinnen, Franzosen, Schwedinnen - alles dabei. Da gehe ich schon alleine zur Beruhigung ins Kreuzberger Freibad, da ist alles so schön vertraut - größtenteils türkisch/arabische Bälger, die schreien und vom Beckenrand springen. Endlich mal normale Leute.

Spazierengehen ist unmöglich, macht einfach keinen Spaß. Alles viel zu voll, man wird dauernd ange"hey!"t, und alle wollen Geld.

Ich bin aus dem Alter für Festivals eindeutig raus. Kreuzberg im Sommer ist für eine Woche Urlaub total knorke, aber zum Wohnen sehr anstrengend. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich Aufenthalte in Hamburg Eilbek sehr genieße. Endlich mal leere Bürgersteige! Endlich mal nach 20 Uhr niemand auf der Straße! Keine Kneipen, keine Imbisse, keine Kinos, kein nix! Herr-lich! Aber eigentlich wäre ein Garten dazu noch schön...

Ein Sommer in Berlin kann einen reif fürs Landleben machen.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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