Freitag, 6. Juli 2012

Elterngeld abschaffen?

Herr Kauder möchte das Elterngeld auf den Prüfstand stellen - auf seine Wirkung überprüfen!

Wenn es das Elterngeld nicht geben würde, würden ich und mein Freund niemals ein Kind bekommen. Zumindest ich nicht - mit zwei halben Stellen ist es unmöglich, nach dem Mutterschutz noch Monate zu Hause zu bleiben. Das würde ich mir und einem Kind nicht antun wollen: nach zwei Monaten back on the job, Männe setzt gar nicht aus, da bleibt dann nur die Krippe. Mit zwei Monaten! Nö. In meinem Lebensentwurf sind Kinder eben nur eine Option, ich bin da die typische Akademikerin, auf die das Elternegld abzielt, und bei mir wirkt es.

Das Erziehungsgeld (zur Erinnerung: wurde mit Einführung des Elterngeldes abgeschafft), nach dem in den Foren gerade gejammert wird, würde in meinem Falle überhaupt nichts helfen. Drei Jahre lang 300 Euro - na und? Da müsste ich zusätzlich Hartz IV beantragen, um überleben zu können. Wir erinnern uns: Männe hat auch nur eine halbe Stelle, der reißt es nicht raus.

Ohne Elterngeld würde ich bei der Geburt eines Kindes umgehend arm werden, mich kündigen lassen, damit ich wenigstens ALG1 beziehen könnte oder mein Kind nach zwei Monaten in eine Betreuung geben. Nach zwei Monaten! Selbst bei meinem eher pragmatischen Ansatz wird mir dabei etwas anders.
Die Alternative, ein komplett egoistisch geführtes Leben mit exzessiven Kinobesuchen, gar schröcklichen Besäufnissen, Freizeit noch und nöcher, ohne Verantwortung und daraus resultierenden Druck, würde im Vergleich deutlich attraktiver sein.

Ich glaube übrigens nicht an die Mär, dass man nur mit Kindern im Alter nicht alleine da steht. Kinder besuchen ihre Eltern nicht andauernd im Altersheim, wenn sie selber arbeiten müssen oder für den Job weit, weit weg ziehen mussten. Oder schlicht und einfach keinen Bock haben. Es ist in jedem Falle die eigene Verantwortung, sich ein funktionierendes soziales Umfeld zu erhalten - auch mit Kindern. Ich will dann eh in eine Alten-WG, mit meinen Schwestern, dann können wir uns wie früher dauernd prügeln, bis eine heult!

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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