Dienstag, 26. Juni 2012

Späti

Gestern abend im Kiosk um die Ecke, berlinerisch "Späti" (kommt von "Spätkauf", ist doch klar).

Ich so: Knoppers, Eis, Storck Riesen, Weingummi-Kirschen, leises Ächzen.

Späti-Mann so: "Bock auf Süßes?"

Den Mann brauch ich für meine Dissertation. Der bringts auf den Punkt.

Jetzt gehts los

Der deutsche Familienverband fordert 700 Euro Betreuungsgeld, finde ich gerade auf Spiegel online. Das musste ja kommen - wir sind wieder beim Erziehungsgehalt angekommen. Meines Wissens kocht diese Diskussion immer mal wieder hoch - meine Mutter, ausschließlich Hausfrau mit feministischen Tendenzen, war da ganz d´accord.

Nun. Klar sind die 100 Euro Betreuungsgeld lächerlich, keine Frage. Rein symbolisch, der praktische Wert tendiert gleich null - niemand wird sich umentscheiden und statt des schönen 2000-Euro-Gehalts lieber das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen. Es sei denn, der Ehegatte bringt so dermaßen viel nach Hause, dass es dann auch schon egal ist. Der Rest sind Mitnahme-Effekte - wer sowieso zu Hause bleibt, weil der Arbeitsmarkt für einen nichts hergibt oder das zur Lebensplanung gehört (wobei man sich diese Lebensplanung leisten können muss - ich könnte es nicht), der nimmt die 100 Euro gerne. Also eine klassische Leistung, die man nur in Anspruch nimmt, wenn man anderweitig abgesichert ist und sich nicht selbst versorgen muss oder will. Wer so richtig nicht kann, hat übrigens auch Pech gehabt: mit HartzIV zusammen gibts auch kein Betreuungsgeld.

Hübsche Idee, aber in der Realität trifft das doch nur auf Randgruppen zu, und der Anreiz ist ein bisschen krude. Die Botschaft an Mütter: ist voll okay, wenn du dich nicht selbstversorgen kannst oder willst, da geben wir noch was dazu! Die Folgen: sobald du dich selbst versorgen MUSST, weil der Partner wegfällt, bist du leider so dermaßen hinterher, dass es schon weh tut. Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach jahrelanger Pause? Rentenansprüche? Arbeitslosengeld? Nee, wieso, hast ja nix eingezahlt, sorry. Auch wenn du wieder arbeiten WILLST, treten Probleme auf. Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Arbeitslosengeld? Förderung? Nö, wieso, hast ja nix eingezahlt, geh mal gleich auf HartzIV. Kriegst aber kein Geld, weil dein Kerl ja genug verdient, und damit bekommst du auch keine Leistungen vom Arbeitsamt wie etwa Fortbildungen oder Eingliederungshilfen...

Das macht mich ganz wütend. Wer für die Kinder sorgt, ist nicht abgesichert, und das wird nun auch noch staatlich unterstützt. 700 Euro würde das ganze noch verschärfen, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass man darauf keine Sozialversicherungsbeiträge zahlt, aber noch luftig-lockerer zu Hause bleibt.

Ja, ich glaube an die Sozialversicherungen. Deutschland ist ein Staat, in dem alle Leistungen über die Sozialversicherungen laufen, auch wenn die private Vorsorge immer wichtiger wird. Das Äquivalenzprinzip: wer mehr einzahlt, bekommt mehr raus. Wer nichts einzahlt, bekommt Armut. Unter anderem ein Grund, warum ich nicht an Promotionsstipendien glaube: da zahlt man nicht in die Kassen ein, drei Jahre lang, hat seinen Doktor und rutscht SOFORT in Hartz IV.

Wenn man an die Familie und deren Bestand glaubt, ist das Betreuungsgeld also schon okay. Wenn man an die eigenständige Absicherung glaubt, ist es der reine Wahnsinn.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Definiere mal
belastbare Studie. Hast du mal versucht eine ransomisierte...
Anaqime - 6. Feb, 10:15
Back to the roots
Ab sofort geht es wieder hier weiter: https://sarathepara .twoday.net Ich...
sakra - 20. Okt, 12:24
Achtung Falle!
Chefin hat Geburtstag, ich recherchiere für ein Geschenk....
sakra - 25. Sep, 13:47
Zur Abwechslung mal kleine...
Das Wochenende und der heutige Wochenbeginn waren von...
sakra - 24. Sep, 16:34
Noch mehr große Dinge
Nachdem sich seit einigen Monaten eh schon große Dinge...
sakra - 13. Sep, 15:19

Suche

 

Status

Online seit 4618 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Feb, 10:15

Credits


Akademisches
Fahrerei
Im Bundestag
Kulturelles
Politik Berlin
Privat
Web
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren