Sonntag, 13. Mai 2012

Quote? Joah, gerne.

In Frankreich protestieren Filmemacherinnen dagegen, dass für das Festival in Cannes ausschließlich männliche Filmemacher mit ihren Werken eingeladen sind (hier der Link zu Spiegel online: http://www.spiegel.de/kultur/kino/filmemacherinnen-protestieren-gegen-cannes-filmfestival-a-832840.html). Witzig die Begründung der Festivalleitung: man werde nie einen Film nominieren, nur weil er von einer Frau gemacht worden sei. Das hat natürlich nie jemand verlangt, aber das Argument ist dasselbe wie bei Frauen in Führungspositionen: positive Diskriminierung, so etwas schändliches will man nicht, es gibt einfach nicht genug gute Frauen.

Dass das Humbug ist, zeigt in der Wirtschaft das nun tatsächlich stattfindende, wenn auch im bescheidenen Rahmen, Befördern von Frauen in Spitzenpositionen, zuletzt vor ein paar Tagen bei der Telekom. Telekom mit ihrer selbst auferlegten Quote von 30 Prozent scheint keine nennenswerten Probleme zu haben, geeignete Frauen zu finden, und pleite gegangen sind sie auch nicht.

Ich leite daraus ab: wer sucht, der findet. Es ist nachgewiesen, dass dicke weiße zigarrerauchende Stipteaseclub-nach-Feierabend-Besucher in den Chefetagen als Nachfolger und Erweiterung ihres Teams völlig überraschend dicke weiße zigarrerauchende Striptease-nach-Feierabend-Besucher bevorzugen, wenn sie nicht zu anderen Sichtweisen genötigt werden.
In diesem Zusammenhang interessiert mich brennend die Zusammensetzung des Gremiums, das die Filme in Cannes auswählt. Ich schätze, es besteht zu etwa 100 Prozent aus Männern, die gut in der Filmszene verankert sind und ihren Fokus auf Produkte legen, die ihren Lebenswelten naheliegen. 0 von 22 Werken von Frauen: wenn es ausschließlich nach Qualität geht, ist diese Quote extrem unwahrscheinlich. Es kann einfach nicht sein. Selbst wenn der Anteil von Frauen in der Regiewelt kleiner ist als 50%, wird er doch nicht kleiner als 5% sein. Und es werden nicht alle Frauen schlechtere Filme machen als die nominierten Männer.

Hier wurde selektiert. Sicher nicht bewusst, dass will ich nicht unterstellen, aber es zeigt die bestehenden Strukturen. Wo Männer sind, werden zukünftig Männer sein, wenn man diesen Mechanismus der Reproduktivität nicht bewusst unterbricht. Also: gerne auch eine Quote für Festival-Einladungsgremien, büddeschön.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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