Donnerstag, 9. Februar 2012

Arbeitszeitverkürzung

Auf ZEIT online findet sich ein interessanter Artikel zur Arbeitszeitverkürzung: eine 30-Stunden-Woche soll als Normalarbeitszeit reichen.

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-02/initiative-arbeitszeitverkuerzung-forderungen

Das ist keine ganz neue Idee, das hat sogar mein inzwischen verstorbener Professor der Arbeitswissenschaft Helmut Spitzley gefordert, und das ist immerhin schon zehn Jahre her. Neu ist meines Wissens diese Initiative und der feministische Blickwinkel auf diese Idee, an deren Forderung sich auch Fraueninitiativen beteiligen. Klar, eine Arbeitszeitverkürzung kommt vor allen Frauen zugute - es wären mehr "Vollzeitstellen" vorhanden, so dass die soziale Absicherung besser wäre. Diese Stellen ließen sich besser mit Familienarbeit verbinden, und die Männer hätten ebenfalls mehr Zeit für Familie und Hobby, so dass Frauen da entlastet werden. Eine Gleichberechtigung wäre so sehr viel leichter zu erreichen, da es einfacher wäre, ein annährend gleiches Einkommen zu erreichen. Denn das, so meine Überzeugung, macht den größten Gleichheits-Faktor in einer Beziehung aus, spätestens wenn Kinder kommen, und somit die Aufgabenverteilung bestimmt. Unabhängigkeit funktioniert am besten über finanzielle Unabhängigkeit.

Die Forderung nach Lohnausgleich halte ich in diesem Kontext für übertrieben. Das ist nicht nötig und erschwert nur die Forderungen der Initiative. Mit 30 Stunden in der Woche kommt eine Person alleine prima über die Runden, die Abgabenpflicht ist immerhin eine geringere. Zwei Personen, die eine Familie gründen, können so beide in Vollzeit berufstätig sein. Ein einziges Ernährer-Einkommen ist nicht mehr nötig. Warum also überhaupt ausgleichen? "Lange Teilzeit", wie eine 30-Stunden-Woche bisher genannt wird, ist eine optimale Form der Erwerbsarbeit.

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Helmut Spitzleys Ansichten bestätigen: 20 Stunden Erwerbsarbeit in der Woche ohne sonstige Aufgaben wie Studium, Kinderbetreuung, wilde Hobbys sind etwas zu wenig, 30 Stunden ideal. Damit meine ich nur den Zeit-Faktor, es hängt sicher auch vom Gehalt ab, aber mit 20 Stunden verdiene ich jetzt gerade nicht wesentlich weniger als mit den 30 Stunden und das in Berlin - die Lebenhaltungskosten sind hier einfach niedriger als in Hamburg. So wenig habe ich nur während meines Studiums garbeitet, und dabei war ich hauptberuflich Studentin! Deswegen argumentiere ich aus Perspektive der Lebensqualität und comitte:

30 Stunden. Ich bin dafür.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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