Dienstag, 24. Januar 2012

Stressresistenz?

So langsam habe ich das Gefühl, dass ich bei meiner Arbeit hauptsächlich Veranstaltungen organisiere. Das ist einerseits bemerkenswert, weil ich meine Stellenbeschreibung so gar nicht verstanden habe und das Fachliche leidet. Andererseits macht das Organisieren mir Spaß - jedenfalls, wenn alles klappt, aber ich bekomme Übung - und es ist eine schöne Qualifikation für meinen inzwischen etwas ausufernden Lebenslauf (mit den 7 Monaten Arbeitslosigkeit muss ich mir noch was überlegen. Kann ich mir da nicht von jemanden ein Kind ausleihen oder eine 6monatige MBA-Fortbildung bescheinigen oder so?).

Die erste Veranstaltung, wir erinnern uns, war ein Desaster. Etwa dreißig Anmeldungen, davon zehn aus dem breiten Volk... ich fühlte mich an meine Zeiten im feministischen Träger erinnert, in denen unsere Chefin uns zwang, unsere Omas aus dem Altenheim zu klauen und ins Publikum zu setzen, damit die Bude wenigstens ein paar Zuschauerinnen aufweisen konnte.

Gestern war es anders. 70 Gleichstellungsbeauftragte, zwei Themenblöcke zur Entgeltgleichheit und zu Minijobs - meine erste Tagung! Alle diskutierten rege, die Referentinnen waren mindestens okay, es gab keine Katastrophen.

Heute die nächste Veranstaltung. Eine Fishbowl-Diskussion, in der das Publikum mit aufs Podium soll. 120 Anmeldungen, alles, was in Berlin Rang und Namen hat und mit Gleichstellung zu tun hat, rennt uns die Bude ein. Ich bin gespannt, vor allem wegen des Formats, aber leise zuversichtlich.

Allen Veranstaltungen gemein: meine Anspannung. Generell bin ich eher der phlegmatische Typ. Prüfungen, Vorstellungsgespräche, Shopping-Touren, Autounfälle - da lächle ich kurz und stehe es halt durch. Aber Veranstaltungen? Mit Verantwortung? Nein danke, der Arsch auf Grundeis, die Kiefermuskeln angespannt, der Blick unstet, das Augenlid zuckend! Eine Symphonie des Stresses, der stetig Adrenalin der übelsten Sorte in meinen Blutkreislauf pumpt, mir den Appetit verdirbt und meine Strumpfhosen zum Rutschen bringt. Ich wundere mich, dass das auch bei potentiell erfolgreichen Veranstaltungen so ist und frage mich, ob das immer so bleibt oder ich da auch mal abgebrüht werde... ich hoffe es. Das geht jetzt seit 36 Stunden so, heute Nacht habe ich unter anderem deswegen nur etwa eine Stunde geschlafen, und exakt zum Schließen der Pforten heute abend werde ich wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen.

Alles wird gut. Noch 8 Stunden, dann bin ich im Bett.

Über mich und diesen Blog

Ich bin weiblich, 31 Jahre alt, Soziologin und arbeite seit kurzem im Bundestag als Referentin für die Fraktion einer großen Oppositionspartei. Über die Erlebnisse im Politikbetrieb möchte ich hier gerne berichten, da ich da absolut neu bin und es sehr interessant finde, die Strukturen und die Inszenierung von Macht live zu erleben. (Yeah, Soziologendeutsch!) Namen aus "meiner" Fraktion werde ich nicht nennen, auch wenn vielleicht ab und zu nachvollziehbar ist, um wen es geht. Ich arbeite im Gleichstellungsbereich, also wird es hier überdurchschnittlich oft Beiträge geben, die etwas mit Geschlechterverhältnissen zu tun haben. Da ich außerdem neu in Berlin bin, ist das Berlinerische an sich berichtenswert für mich. Privates versuche ich mal außen vor zu lassen, was vielleicht wegen meines Hanges zum Tratsch nicht immer klappen wird... Meine Vita in kurz: nach dem Aufwachsen auf dem ländlichsten aller Landstriche nutzte ich die Gelegenheit, die das Abitur bot, und verzog mich nach einem einjährigen Werbepraktikum zum Studieren der Soziologie nach Bremen. Das war super, vor allem die Zeit im Studentenwohnheim und meine Arbeit in der Kundenbetreuung eines Mobilfunkanbieters gehören zu meinen schönsten Erinnerungen. Ein Jahr arbeitete ich danach als Assistentin der Geschäftsführung in einem feministischen freien Träger, bis mir die Feministinnen zu arg wurden und ich der Liebe und der Familie und des Berufes wegen nach Hamburg ging. Meine erste Referentinnenstelle fand in einer Hamburger Behörde statt, befristet. So tat es kein Wunder, dass die Wirtschaftskrise und die Hamburger Neuwahlen-Krise mich in meine persönliche Arbeitslosigkeits-Krise stürzten. Es folgten einige Monate ALG1 und dann das Angebot aus Berlin - halbe Stelle, supi bezahlt. Ich zog um. Das hat viel Pendeln wegen Wochenendbeziehung zur Folge, aber auch die Tatsache, dass ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine wohne. Die WG-Zeit ist vorbei. Es ist also alles spannend, und daher dieser Blog. Viel Spaß.

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